Die Vorauswahl der nominierten Bücher für den Puchheimer Leserpreis 2022 ist abgeschlossen. Insgesamt zwölf Werke wurden für die Longlist vorgemerkt. Jeden Monat stellen die vier Mitglieder des Auswahlgremiums jeweils vier Werke vor. Im Mai, nach der Vorstellung der letzten vier Bücher, geben sie ihren jeweiligen Favoriten bekannt. Aus diesen vier Büchern wählen dann die Puchheimerinnen und Puchheimer das Werk aus, das ihrer Meinung nach den Puchheimer Leserpreis 2022 verliehen bekommen soll. Alle vier Autor:innen der Werke stellen in Lesungen ihr Werk den Puchheimer:innen selbst vor.
Anschließend können die Puchheimerinnen und Puchheimer abstimmen. Erhältlich sind alle vier Bücher in der Buchhandlung Bräunling und in der Stadtbibliothek Puchheim. Hier werden auch die Abstimmungskärtchen und die Einwurfboxen bereitstehen. Auf der städtischen Homepage wird ein Onlinevoting eingerichtet. Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden attraktive Preise verlost.
Dies sind die Inhaltsangaben der vier Buchtitel der März-Auswahl der Longlist:
Laura Cwiertnia: „Auf der Straße heißen wir anders“
Karla wächst als Kind einer deutschen Mutter und eines armenischen Vaters im trostlos erscheinenden Bremen-Nord in einer Hochhaussiedlung auf. Während die anderen Kinder der Siedlung mit ihren unterschiedlichen Herkunftsländern verwurzelt sind, fühlt sich Karla nirgendwo richtig zugehörig. Jahre vergehen, bis der Tod ihrer Großmutter und ein rätselhafter Name sie gemeinsam mit ihrem Vater nach Armenien und auf die Spuren ihrer Herkunft führen. Laura Cwiertnia erzählt in ihrem Roman auf berührende, aber unkitschige Weise eine generationenübergreifende Migrationsgeschichte von der Sehnsucht nach Heimat und dem Gefühl der Ausgrenzung. Ein tolles Debüt, das die Geschichten und Probleme vieler Menschen mit ähnlichem Migrationshintergrund widerspiegelt.
Sven Pfizenmaier: „Draußen feiern die Leute“
In diesem Roman haben drei Außenseiter das Verlangen nach einem besseren Leben. Sie leben in einem Dorf, in dem für Außenseiter kein Platz vorhanden zu sein scheint. Als in den Familien des Dorfes sich immer mehr Lücken auftun, weil junge Leute verschwinden, machen sich die drei Außenseiter auf die Suche nach diesen, ohne zu ahnen, was sie damit alles ins Rollen bringen. Ein humorvoller Roman, der die Lesenden nicht so leicht loslässt.
Volker Widmann: „Die Molche“
Eine brutale Jugendbande jagt, umzingelt und tötet den Bruder des elfjährigen Max. Und er steht hilflos daneben. Warum hat er seinem Bruder nicht geholfen? Mit dieser Schuld kann Max kaum umgehen und fühlt sich alleingelassen, denn die Erwachsenen schweigen, schauen weg und verdrängen. Vor dem Schmerz flüchtet Max in Erinnerungen an seinen Bruder und sucht Trost und Ablenkung bei seinen Streifzügen ums Dorf und in seinen Betrachtungen der Natur. Lange bleibt er so mit sich allein, bis er sich Gleichaltrigen öffnet und Freunde findet, die ihm Mut geben zu handeln. Volker Widmanns Sprache ist klar, farbig und feinverästelt in den Beschreibungen von Stimmungen und Gefühlen; gern lässt man sich in diese Schilderung von Kindheit, Schuld und Freundschaft hineinziehen.
Annika Domainko: „Ungefähre Tage“
Die Erzählung spielt in der geschlossenen Psychiatrie und handelt von zwei seelisch gefährdeten Menschen, die einander näherkommen, als ihnen guttut. Haltlos und von Selbstzweifeln geplagt, taumelt der Pfleger Grün zwischen seinen beiden Lebenswelten, der beruflichen wie der privaten. Angezogen von der neuen jungen Patientin, gewährt er ihr scheinbar Vorteile, die letztendlich ihre Heilung aber gefährden. In der Zerbrechlichkeit seines Gegenübers spiegelt sich Grüns eigene Fragilität. Es entwickelt sich eine Affäre, die in eine Katastrophe zu münden droht. Eine klare und schnörkellose Sprache, eine latente Spannung sowie das geschickte Wechselspiel mit Handlungsorten und Kommunikationsebenen zeichnen die Lektüre aus. Die Autorin hat hier ergreifende Seelenbilder zweier Menschen geschaffen, die verzweifelt der Abgründigkeit ihres Seins entrinnen möchten.
Weitere Informationen zum Puchheimer Leserpreis 2022 finden Sie hier.
Veröffentlicht im März 2022.