Liebe Puchheimerinnen, liebe Puchheimer,
es gibt Tage, an denen man als Bürgermeister den Eindruck hat, dass alle Leute immer nur schimpfen, jammern oder kritisieren. Mit etwas Abstand relativiert sich diese Gefühlslage zwar, aber so ganz verdrängen lässt sich die Wahrnehmung einer grundlegenden Verdrossenheit des Volkes nicht.
Das liegt womöglich daran, dass wir vielfach eher auf die Fehler und Defizite schauen als auf das, was gelungen ist. Mich erinnert das an meine Lehrerzeit: Im Diktat werden die Fehler gezählt, nicht die richtig geschriebenen Wörter. Es geht aber auch anders. Ich habe überlegt, welche positiven Rückmeldungen ich im letzten Monat erhalten habe. Es sind richtig viele gewesen.
Ein Bürger bedankte sich beispielsweise für die Einrichtung des großen digitalen Fahrplananzeigers an der S- Bahn. Das ist für ihn ein guter Service. Er brachte zusätzlich einen Verbesserungsvorschlag ein, der zwar sicher sinnvoll wäre, aber sehr aufwändig in der Umsetzung. Was der Vorschlageinreicher wiederum mit Verständnis und mit Dank für die Rückantwort honorierte.
Eine Bürgerin findet die neu angelegten Blocksteine am Gröbenbach schön und sehr praktisch. Sie schrieb, ob man auch Steine ins Flussbett legen könnte. Wir prüfen das gerne. Wahrscheinlich darf man es nicht, um den Abfluss bei Hochwasser nicht anzustauen. Wir fragen mal nach.
Und auf der Freiwilligenmesse wurde ich angesprochen, dass das Parkverbot an der Allinger Straße eine klare Verbesserung der Verkehrssicherheit ist. Freilich war diese Maßnahme sehr umstritten, aber sie funktioniert. Und viele – die meisten? – finden sie richtig.
Ich könnte noch weitere Beispiele aufführen, die das bayerische Grundgesetz "Ned gschimpft is globt gnua" widerlegen. Es wird auch im bayerischen Puchheim gelobt, gedankt und bestätigt. Ausnahmen sind das Wetter, die Bahn und das „große Loch“ in der Lochhauser Straße.
Liebe Puchheimerinnen und Puchheimer, lesen Sie diesen Brief mit Augenzwinkern und Humor, mit Vorfreude auf die Sommerferien und auf den Urlaub. Und mit Wohlwollen und Dankbarkeit für die Heimat, in der wir hier vor Ort leben können. Ich bedanke mich für all die ermunternden und netten Zuschriften, Gespräche und Anregungen, die mich als fundamentalen Optimisten wieder einmal darin bestätigt haben, dass mein Glas Rotwein doch halbvoll ist. Ihnen eine schöne Sommerzeit. Ich freue mich auf die Zeit nach dem Urlaub, um für Puchheim wieder anzupacken. Bis dahin.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Seidl
Erster Bürgermeister