Liebe Puchheimerinnen, liebe Puchheimer,
Behörden haben in Deutschland nicht den besten Ruf. Kann sein, dass wir im internationalen Vergleich noch ganz gut abschneiden. Aber insgesamt unterstellt man Verwaltungen unter anderem Trägheit, mangelnde Flexibilität und Pedanterie. Verwaltungen und insbesondere Verbeamtete würden den Weg des geringsten Arbeitsaufwands suchen und die berechtigten Anliegen der Menschen mit Bürokratiemonstern vertreiben. Es gibt eine Unmenge von Witzen und Sprüchen über diese behauptete Praxis, wobei mit derartigen Witzen sicher explizite, frustrierende Erfahrungen verarbeitet werden sollen.
Wie kann solch ein ungutes Bild über Behörden und Verwaltungen entstehen? Trifft das auch auf das Puchheimer Rathaus zu? Ich denke, die hauptsächliche Problematik liegt darin, dass individuelle, persönliche oder private Anliegen oft in Konflikt geraten mit allgemeinen Regelungen und Interessenslagen. „Die Verwaltung“ versteht sich ganz gewiss als Dienstleisterin für den Einzelfall. Aber sie wird auch immer die Anwältin aller anderen, die nicht im Rathaus vorsprechen, sein müssen. Oft wird das weder verstanden noch honoriert. Beispiel: „Die Höhe der Gartenmauer ist auf meinem Grundstück meine Sache.“ Nein, es gibt dazu geltende Vorschriften und die Bauverwaltung prüft den Bauantrag nach dem Prinzip „Gleiches Recht für alle“. Darf der Eine höher bauen, darf jeder höher bauen. Die möglichen Folgen kann man sich leicht vorstellen. „Warum löst die Stadt nicht diesen nie benutzten Behindertenstellplatz auf?“ Mag sein, dass im Quartier mit hohem Parkdruck wenig Verständnis für das Ausweisen von Beschränkungen vorherrscht. Aber wir sind als Stadt auch für den Schutz der Wenigen, der Schwächeren, der Minderheiten verantwortlich, auch wenn Mehrheiten entscheiden. „Reine Schikane, dass ich jetzt für dieses Dokument schon zum dritten Mal ins Amt laufen muss.“ Ich kann versichern, es gibt im Rathaus Puchheim keinen einzigen Mitarbeiter, keine einzige Mitarbeiterin, die auf Schikane aus sind. Aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich auf Rechts- und Verfassungstreue verpflichtet. Dieser Verpflichtung wollen sie gerecht werden. Es sind nicht die Gesetze der Stadtverwaltung Puchheim und in einigen Fällen fragen wir uns auch, ob die eine oder andere Regelung wirklich Sinn macht. Aber ohne Vertrauen in den Gesetzgeber als übergeordnete Instanz würde jeglicher Verwaltungsakt in Willkür ausarten.
In einer Zeit, in der Egoismus und Eigennutz scheinbar mehr an Bedeutung gewinnen, war es uns als Verwaltung wichtig nachzudenken, wie wir hier vor Ort für die Bürgerinnen und Bürger Puchheims arbeiten wollen. Dies haben wir in einem Leitbild festgehalten. Folgendes ist dabei zentral: Die Anliegen jedes einzelnen Bürgers, jeder einzelnen Bürgerin werden ernst genommen, lösungsorientiert bearbeitet und mit freundlichem Ton besprochen. Wir halten uns vorbildhaft an Recht und Gesetz, beziehen in unsere Entscheidungen das Gemeinwohl mit ein und haben den Anspruch, direkt und konsequent die Anliegen zu erledigen. Als jahrelanger „Chef der Stadtverwaltung Puchheim“ mag ich ohne Zweifel sagen, dass die Umsetzung dieses Leitbilds durchweg gelingt. Dies beweist sich eben auch in vielen Gesprächen oder Zuschriften, in denen sich die Bürgerinnen und Bürger bedanken für die zuverlässige und zügige Unterstützung durch den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin. Aber so soll es ja auch sein. Das Motto „Wir sind dein Rathaus“ wird in Puchheim täglich umgesetzt. Dafür mag auch ich all meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Stadtverwaltung danken.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Seidl
Erster Bürgermeister