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Aus der Geschichte Puchheims

Die Hausmullfabrik

Die große eiszeitliche Münchner Schotterebene und das weiträumige artenreiche Dachauer Moos im Osten, die Altmoränenlandschaft des Fürstenfeldbrucker Hügellandes im Westen: Mittendrin die Stadt Puchheim, die vor 1050 Jahren „Puohheim" - Haus im Buchenwald - hieß. Die Erstnennung von "Puohheim" um 948/57 unter Bischof Lantbert ist in den Freisinger Traditionen überliefert. (Die 1960 in einer "Festschrift zur Tausendjahrfeier" Puchheims erwähnte urkundliche Nennung Puchheims "um 770" unter "Bischof Aribo (oder Arbeo) von Freising" ist nach  dem heutigen Erkenntnisstand nicht haltbar. Gleichwohl erinnert eine "Arbiostraße" in Puchheim an den vermeintlichen Ortsgründer.)

Älteste Siedlungsspuren aus dem Gebiet am Parsberg reichen bis in die Bronzezeit vor 3000 bis 4000 Jahren zurück. Die moderne Luftbildarchäologie macht bei Puchheim eine spätkeltische Viereckschanze aus dem 2./1. Jahrhundert v. Chr. aus. Silber- und Bronzemünzen aus der Zeit um 15 n. Chr. zeugen von römischem Handel und Wandel auf Puchheimer Flur. Etwa entlang der heutigen Bundesstraße 2 verlief ein alter Ost-West-Handelsweg. Im Frühmittelalter bestattete die Siedlergemeinschaft von Puchheim ihre Toten in den Ruinen eines römischen Gutshofes.

Vom Dorfgericht zur Gemeinde

Die Adeligen Regenlint de Puchaim (1098-1137), Oulric de Buchenheim (ca. 1140) und Arnoldus de Pvochaim (ca. 1190-92) sind die ersten namentlich überlieferten Puchheimer Grundbesitzer. Im Bruderkrieg der bayerischen Herzöge gehörte Puchheim zu den vielen Orten westlich von München, die 1422 in Flammen aufgingen. Um 1450 sollen die Aresinger das Dorfgericht in Puchheim besessen haben. Ab der frühen Neuzeit war Puchheim der Gerichtsbarkeit des Landesherrn unterstellt. Im Dreißigjährigen Krieg litt die Bevölkerung um München wiederholt unter Plünderung und Brandschatzung, insbesondere als 1632 die Schweden vorrückten. 1634 waren Pestopfer in Puchheim zu beklagen. 1808 belagerten und plünderten französische Truppen den Ort. Zur Gemeindebildung im heutigen Puchheim-Ort kam es im Jahr 1818. Bis 1852 gehörte das Gemeindegebiet dem Landgericht Starnberg an. Ab 1839 siedelten sich die ersten Torfstecher im Moor nordöstlich des Dorfes an und bildeten eine Kolonie. Daraus entstand der heutige Ortsteil Puchheim-Bahnhof, als am 1. Mai 1896 der Bahnhaltepunkt für die Münchner Vorortzüge in Richtung Geltendorf eröffnet wurde.

Hausmullfabrik, Flugfeld und Kriegsgefangenenlager

Durch rasches Wachstum und Ansiedlung von Industrie entwickelte sich der Ortsteil Puchheim-Bahnhof ganz im Sinne einer Stadtrandsiedlung von München. 1898 ging auf rund 85 Hektar Puchheimer Grund die „Hausmull-Fabrik", eine Fabrikanlage zur Verwertung des Münchner Hausmülls, in Betrieb. Sie zählte neben den Abfallverwertungsfabriken in Budapest und Chicago zu den ältesten Anlagen zur Mülltrennung in der Geschichte und verwertete bis 1949 täglich bis zu 100 Waggons Hausmüll aus München. Im Bereich nördlich des Bahnhofs entstand 1910 einer der ersten Flugplätze Deutschlands mit einem Zweigwerk der Otto-Werke München. Das Puchheimer Flugfeld wurde vom Münchner „Club Academie der Aviatik" für fliegerische Großveranstaltungen mit internationalen Koryphäen der Luftfahrt ausgewählt. Wo sich das Flugfeld für die Sport- und Kunstfliegerelite ausbreitete, entstand noch im ersten Weltkriegsjahr 1914 ein Kriegsgefangenenlager. Zum Kriegsende 1918 waren im Lager Puchheim 10.692 Franzosen und 14.072 Russen in Gefangenschaft. Im Dezember 1918 wurde mit dem Abtransport der Lagerinsassen begonnen, der bis 1920 währte. 320 russische Kriegsgefangene haben auf dem Russenfriedhof in Puchheim ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Bauboom in den 1970-er und 1980-er Jahren

Im Zweiten Weltkrieg sind 110 Puchheimer gefallen. Durch Bombenabwürfe wurden 1944/45 mehrere Häuser in Puchheim zerstört; ein Mann starb, ein Kind wurde schwer verletzt. In der Nachkriegszeit wurden Vertriebene aus den Ostgebieten auf dem ehemaligen Gelände des Kriegsgefangenenlagers angesiedelt. 1946 wurde die Gemeindekanzlei von Puchheim-Ort nach Puchheim-Bahnhof verlegt. 1952 wurden Puchheimer Gemeindeteile der neu gebildeten Nachbargemeinde Gröbenzell zugeordnet. Ab 1963 führte die Gemeinde Puchheim ein eigenes Wappen. Sprunghaft entwickelten sich die Bevölkerungszahlen in den 1970-er und 1980-er Jahren. 6400 Einwohner waren es noch 1970, zehn Jahre später bereits 17.600. Erst nach dem Abflauen des Baubooms in den 1980-er Jahren stellte sich wieder ein organisches Wachstum ein. Heute zählt Puchheim knapp 22.000 Einwohner.

Am 17. Mai 2011 wurde die Gemeinde Puchheim zur Stadt erhoben. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann überreichte dem damaligen Ersten Bürgermeister Dr. Herbert Kränzlein im Rahmen eines Festaktes im Puchheimer Kulturcentrum PUC die Stadterhebungsurkunde.

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