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Kunst am Bau

Kunst am Bau ist ein integraler Bestandteil der Bauaufgabe und der öffentlichen Bauherrenverantwortung in Städten und Gemeinden. Nachfolgend werden verschiedene Beispiele für Kunst am Bau im Stadtgebiet steckbriefartig vorgestellt. Weitere Informationen zu den Künstlerinnen und Künstlern sind in der Dokumentation "Kunst in Puchheim. Skulpturen, Plastiken und Bilder in städtischem Eigentum - Städtische Räume für Bildende Kunst" von Werner Dreher zu finden.

Dell’Olio Veronika
Glaskunst – Zweiteilige Wandinstallation (1981)

Zwei Gasplatten (Kristallglas, Antikglas) in Blau mit Flachrelief und Farbgestaltung
Platte 1: Höhe 52 cm, Breite 250 cm, Tiefe 1-5 cm
Platte 2: Höhe 52 cm, Breite 180 cm, Tiefe 1-5 cm
Wandmontage mit Edelstahlwinkeln, elektrische Beleuchtung an der Rückseite
Standort: Rathaus, Erdgeschoß Trauzimmer
Auftragsarbeit Kunst am Bau (Rechnungsdatum 28. Dezember 1981)
Vergütung: 14.000 DM

Symbolträchtige Glaskunst im Trauzimmer

Wie vom Kulturausschuss der Gemeinde Puchheim am 26. Mai 1981 befürwortet und vom Hauptausschuss am 18. Juli 1981 einstimmig genehmigt, stattete die Gröbenzeller Glaskünstlerin Veronika Dell’Olio die südliche und die östliche Innenwand des Trauzimmers im Puchheimer Rathaus mit zwei Glasreliefs aus. Die Gremien folgten dabei der Empfehlung Ludwig Martins, der die künstlerische Gestaltung des Rathaussaales übernommen hatte.

Dell‘Olio kombinierte bei ihrer Wandinstallation im Trauzimmer echtes Antikglas mit frei gegossenen Kristallglaselementen. Bei der Konzipierung der Wandgestaltung strebte die international renommierte Glaskünstlerin kein dekoratives Element, sondern eine Versinnbildlichung der Eheschließung an. Das feierlich anmutende Blau der Basisplatten symbolisiert die Treue; die reliefartig hervortretenden gläsernen Stränge, Scheiben und Ringe – sie sind zum Teil farbig gestaltet – stehen für das aufeinander Zustrebende, für das Gemeinsame und Verbindende im Leben eines Paares. Die zuschaltbare elektrische Beleuchtung lässt die Formen und Strukturen plastisch hervortreten und bringt die Glasfarben zum Leuchten. Das Licht ist ein elementarer Bestandteil in Dell‘Olios abstrakter Komposition. Es verstärkt die harmonischen Empfindungen und die dynamischen Rhythmen analog zum künstlerischen Schaffensprozess bei der Musik.

Ursula Doerk
Fünfteilige Rauminstallation (1989)

Drei Wandkeramiken und zwei Brunnen:
1. Brunnenschale aus Muschelkalk für die Wackerle-Skulptur (Höhe ca. 80 cm, Breite ca. 80 cm) – Preis 15.000 DM
2. Wandinstallation „Wasser“ aus Keramik (ca. 300 cm breit, Maximalhöhe 110 cm) – Preis 18.000 DM
3. Wandinstallation „Kreuz und Welle“ aus Keramik (ca. 230 cm hoch, Maximalbreite 220 cm) – Preis 15.000 DM
4. Brunnen aus Granit (ca. 80 cm hoch) – Preis 26.000 DM
5. In Kreis gefasstes Kreuz aus Keramik (ca. 100 cm Durchmesser) – Preis 9.500 DM
Standort: Pflegeheim Haus Elisabeth Puchheim, Allinger Straße 38 – Eingangshalle (1.-3.), Lichthof (4.) und Betraum (5.)
Auftragsarbeit der Künstlerin für die Gemeinde Puchheim
Gesamtbetrag laut Rechnung vom 26. April 1989: 89.345 DM – zuzüglich Einbaukosten 17.100 DM – davon 11.400 DM gespendet vom Förderverein „Altenheim Puchheim“

1. Brunnenschale für alte Marmorskulptur

Mit der künstlerischen Ausgestaltung der Eingangshalle und des Gottesdienstraumes des damals neu erbauten Alten- und Pflegeheimes Haus Elisabeth beauftragte die Gemeinde Puchheim am 8. Juli 1988 die Künstlerin Ursula Doerk. Die in der Nähe von Schwandorf/Oberpfalz lebende und arbeitende Bildhauerin und Keramikerin konzipierte ein Ensemble aus fünf verschiedenen Objekten, die miteinander korrespondieren bzw. die Kernthemen „Kreuz“ und „Welle“ variieren. Ausgangspunkt ist der zentrale, eine Säule umgebende Brunnen in der Eingangshalle, an dem zuerst ein vergleichsweise altmodisches „Brunnenbuberl“ auffällt. Der „lachende Knabe auf Schildkröte“ wurde 1909 von dem Partenkirchener Bildhauer Josef Wackerle aus Marmor gehauen und 1975 in der Pausenhalle der Schule am Gernerplatz aufgestellt (siehe Kapitel Skulptur und Plastik). Nach der Versetzung der Skulptur in das Foyer des Alten- und Pflegeheimes gestaltete Ursula Doerk als Unterbau für die Brunnenfigur ein muschelförmiges Becken, worüber sich Wackerles wasserspeiende Schildkröte beugt. Es besteht aus Muschelkalk, der farblich gut zu dem Carrara-Marmor passt.

2. Wasser und Blüten aus Keramikkacheln

„Bezugnehmend darauf ist die Wandgestaltung, Wasser als Symbol für Leben, Wellen, in denen Blumen treiben, eine einfache Aussage“, schrieb Ursula Doerk 1988 bei der Einreichung ihrer Entwürfe, „farblich heiter und ansprechend gestaltet und mit der kleinen Statue eine Einheit bildend.“ So ergebe sich eine angenehme und freundliche Atmosphäre. Gemeint damit ist das ausladende Keramikrelief an der Wand über zwei roten Polstersesseln gleich links vom Eingang. Türkisfarbene und kobaltblaue Fliesen verschleifen sich in der Horizontale ausladend in Wellenform und umspielen gelb und orange gehaltene „Blüten“ aus rund geformten Keramikkacheln.

3. Beheizbare Welle, die das Kreuz umspielt

An der Wand rechts von der Brunnensäule, neben den raumhohen Lichthoffenstern, erhebt sich ein zweites Keramikrelief vertikal über die volle Wandhöhe. Die Farbkonzeption ist die gleiche: In Blau und Türkis ragt ein Kreuz empor, in Höhe des Querbalkens ist es von einer gelben Scheibe umgeben. Vom Boden diagonal nach oben strebt eine „Wasserwelle“, die rechts oben wieder orangefarbene „Blüten“ trägt und das Kreuz umspielt. Und auch die Bildaussage bleibt konstant: das Wasser, die Welle als Symbol des Lebens, dazu das Kreuz als Hoffnungszeichen über alles Irdische hinaus.

Alte Bauakten im Puchheimer Stadtarchiv lassen darauf schließen, dass zumindest eines der beiden Wandreliefs beheizbar war und mit einer entsprechenden Elektroinstallation ausgestattet wurde. Ursula Doerk befasste sich von 1980 an mit der Herstellung erster Heizplastiken mit doppelten Wänden, die nach dem Vorbild der römischen Hypokausten funktionierten. Die Verbindung von keramischem Atelier und Ofenbau war eine Spezialität von Ursula Doerk, die damit 1985 sogar in der Illustrierten „Stern“ gewürdigt wurde. Mit der Gemeinde Puchheim rechnete Ursula Doerk jedenfalls auch den „Einbau eines Elektroflächenheizsystems“ zusammen mit den Installationskosten der Wandplastiken ab.

4. Brunnen als Symbol des Lebens

In dem kleinen Lichthof, der von der Eingangshalle aus einsehbar ist, steht ein kleiner Brunnen. Aus einem Granitblock hat die Bildhauerin Ursula Doerk eine nach oben sich verjüngende Spiralform herausgearbeitet, die wiederum Bezug nimmt auf die Welle, auf das Wasser, auf das Leben. Das Brunnenwasser rieselt in ein kreisförmiges, mit runden Steinen ausgelegtes Fundament. Ursula Doerk betonte vor allem eines: „Insgesamt stehen alle Gestaltungselemente in Harmonie miteinander, was auch sehr wichtig ist, da sie alle auf einmal erlebt werden können.“

5. Ein Kreuz, eingespannt im Erdkreis

Eine dritte Raumplastik prangt – abgetrennt von der Eingangshalle – über dem Altartisch im Betraum des Alten- und Pflegeheimes. Und so beschreibt die Künstlerin ihr Werk: „Ein Kreuz eingespannt in einen Kreis, als Symbol für die Erde und das Leben, in einer wohltuenden, freundlichen und harmonischen Farbgebung, gibt dem Auge ein Bild, in dem es verweilen und Ruhe finden kann.“ Kreuz und Kreis in blau, von gelb-orange-roten Keramikelementen unterlegt – die schlichte Gestaltung passt sich dem Raum und seiner Bestimmung an und rundet – alle fünf beschriebenen Elemente zusammengenommen – die in sich geschlossene Komposition einer hochrangigen Künstlerpersönlichkeit ab.

Roland Helmer
Zwischen Schwarz III 1999

Acryl, Vinyl auf Leinwand, Holz
Höhe 120 cm, Breite 480 cm, Tiefe 5 cm
Standort: PUC-Restaurant
Auftrag Kunst am Bau
Vergütung: 20.000 DM (Rechnungsdatum 25. Oktober 1999)

Farbe und Form als Wert an sich

Das der konkret-konstruktiven Malerei zuzuordnende Kunstwerk korrespondiert mit der Innenarchitektur des Kulturcentrums PUC. Es wurde von der Gemeinde Puchheim im Frühjahr 1999 in Auftrag gegeben und speziell für die Hängung an der Stirnwand des Restaurants konzipiert. Das extreme Querformat ist in vier Quadrate unterteilt, deren Farbaufbau einheitlich in jeweils dreizehn mattschwarze Querlinien und zwölf leuchtend-farbene Querlinien unterteilt ist. Der einheitlich horizontal-tektonische Aufbau bildet durch wechselnde Farbfolgen und symmetrische Farbvariation einen Wahrnehmungsraum, der durch die Interaktion der Farben auf den vier Bildfeldern in Bewegung zu geraten scheint.  Die Bildtiefe von fünf Zentimetern und die vom Künstler links und rechts über die Kante gezogenen Farblinien verstärken die räumliche Wahrnehmung. Die optische Farbmischung deckender Farben erweitert Helmer in diesem Bild durch Untermalungen mit Schwarz. Die Farbpalette und der strenge Formenkanon treten an der grauen Sichtbetonwand markant in Erscheinung.

Albert Hien
Hokospucos (2000)

Leucht-Schrift-Skulptur, Neonsysteme, Metall, Lack
Gesamtbreite 157,5 cm, Höhe 927 cm, Ringdurchmesser maximal 130 cm
Standort: Kulturcentrum PUC (vor dem Eingang)
Auftragsarbeit Kunst am Bau (Rechnungsdatum 17. Februar 2000)
Vergütung 100.000 DM

Skulpturale Inszenierung eines Wortspiels

An einem ca. 9 Meter hohen, im Boden eingespannten Stahlmast sind auf einer Seite horizontal liegende Stahlringe über 6 Stahlseile angehängt. In den Stahlringen sind Buchstaben aus Leuchtstoffröhren eingehängt, die ihre Stromversorgung über ein Distanzrohr zum Mast erhalten. Der Stahlzylinder am unteren Ende der in Form einer Flamme angeordneten Stahlringe birgt einen Trafo. Als Füllgase werden Neon und Argon verwendet. Ohne elektrische Spannung sind sie farblos, und das Glasrohr bleibt durchsichtig. Wird Spannung angelegt, leuchtet Argon blau und Neon rot. Im bildhauerischen Werk Albert Hiens tritt Neonschrift häufig als Element einer Inszenierung auf. Zeitlich und räumlich sich verändernde Wortelemente bilden einen Rhythmus, leuchten auf und klingen ab, bilden eine Malerei aus Licht.

In der Neonskulptur für das Puchheimer Kulturcentrum PUC arbeitet Albert Hien auf sprachlicher Ebene mit einer Verdoppelung der Parodie des Zauberspruchs „Hokuspokus“. Diese seit dem 17. Jahrhundert schriftlich belegte Formel entstand selbst durch absichtliche oder zufällige Verballhornung eines Teils der katholischen Eucharistiefeier, der so genannten Wandlung „hoc est enim corpus meum“, die im Volksmund zu „hocus pocus“ verkürzt wurde. Die Bezeichnung PUC inspirierte Hien für die weitere Steigerung und skulpturale Inszenierung eines Wortspiels. Gleichzeitig erinnert der umgedrehte Zylinder an der Basis der in Leuchtschrift modellierten Buchstaben an den Magier, der Verblüffendes aus seinem Hut zu zaubern weiß. Rot und blau leuchtende Glasbuchstaben steigen aus der Zylinderskulptur in den Nachthimmel. So macht die Leucht-Schrift-Skulptur optisch auf den Zauber des Gebäudes aufmerksam und verweist inhaltlich auf den kulturellen Anspruch der Einrichtung.

Josef Kreutz Holzschnitzereien (Kunstwerkstatt)
Hl. Florian (1980)

Figur aus Lindenholz geschnitzt und echt blattvergoldet
Höhe: ca. 100 cm
Standort: Feuerwehrhaus Puchheim-Bahnhof, Siemensstraße 5
Ankauf durch die Gemeinde Puchheim (Kunst am Bau) von der Kunstwerkstatt Josef Kreutz, Gröbenzell, am 27. Oktober 1980
Kaufpreis: 3.073.60 DM

Da eine künstlerische Ausstattung am äußeren Teil des 1980 neu erbauten Feuerwehrhauses in der Siemensstraße 5 aus Platzgründen nicht möglich war, schlug Ruppert Hoiß, damals 1. Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Puchheim-Bahnhof, dem Kulturausschuss der Gemeinde Puchheim vor, im Aufenthaltsraum der Feuerwehrleute eine aus Holz geschnitzte Floriansfigur aufzustellen. Der hl. Florian – geboren im 3. Jahrhundert nach Christus, gestorben 304 – ist der erste österreichische Märtyrer und Heilige. Er wird als Nothelfer gegen Feuer-, Wasser- und Sturmgefahr angerufen.

Am 14. Oktober 1980 genehmigte der Kulturausschuss des Puchheimer Gemeinderates den Ankauf der Floriansfigur, die ein Mitarbeiter der Gröbenzeller Holzschnitzerwerkstatt Josef Kreutz hergestellt hat. Sie ist einen Meter hoch, aus Lindenholz geschnitzt und echt blattvergoldet. Das Modell wurde dem Bad Tölzer Florian nachempfunden. Es handelt sich um eine schlank aufragende Figur in römerzeitlichem Outfit. In seiner Linken hält der Heilige eine Lanze. Mit der Rechten entleert er einen Wasserkübel über ein brennendes Stadttor. Kennzeichnend für den Tölzer Florian ist dessen Darstellung mit entblößtem Hintern. Als die Tölzer nach etlichen verheerenden Stadtbränden ihren Floriansbrunnen am Fritzplatz aufstellten, drehten sie den blanken Allerwertesten der Figur in Richtung Finanzamt, um dasselbe zu verspotten. Im Florianstüberl der Freiwilligen Feuerwehr Puchheim-Bahnhof bleibt der nackte Hintern des Heiligen brav der Zimmerecke zugewandt.

Ludwig Martin
Wandinstallation Klangspiel (1980/81)

Wandinstallation: acht Edelstahlplatten poliert auf schwarze Holzrahmen gezogen, Farbauftrag (schwarze Linien und Flächen) aus der Spraydose, zwischen den Platten jeweils fünf bis neun Metallstäbe verschiedener Länge beweglich vor schwarzer Wand installiert
Plattenmaß: Höhe 197 cm, Breite 100 cm
Standort: Sitzungssaal des Rathauses
Auftragsarbeit Kunst am Bau / Auftragsvergabe am 25. Juni 1980
Vergütung 40.592 DM

„Versinnbildlichung“ der Tätigkeit des Gemeinderats

Wie vom Verwaltungsausschuss der Gemeinde Puchheim am 25. Juni 1980 beschlossen, stattete der ortsansässige Maler und Bildhauer Ludwig Martin 1981/82 die nördliche Innenwand des Puchheimer Rathaussaales mit der kybernetischen Wandmalerei „Klangspiel“ aus.  Vorausgegangen war die Besichtigung eines Modells, das der Künstler dem Kulturausschuss zur Veranschaulichung seiner Idee gezeigt hatte. Bei der Konzipierung der Wandgestaltung strebte der Künstler kein dekoratives Element, sondern eine „Versinnbildlichung“ der Tätigkeit des Gemeinderates an: „Es soll durch Überhöhung dargestellt werden, dass das Endresultat aus Problemen, Meinungsverschiedenheiten, Debatten und Diskussionen, über alle Schwierigkeiten hinweg, ein harmonischer Ausklang sein kann oder sein soll.“ Aus diesem Grund hat Martin eine „Zeichensprache“ gewählt, die den Musikzeichen ähnelt und insgesamt einen Gleichklang erstrebt.

Die variablen Bildzeichen auf den Edelstahlplatten verraten, dass Ludwig Martin sich auch intensiv mit Malerei und Grafik beschäftigte. Der metallische Glanz der Wandplatten mit seinen Spiegelungen verändert sich je nach Lichteinfall und tritt so in ein Wechselspiel mit dem Betrachter.  Im haptischen Umgang mit den Metallstäben entsteht ein „Klangspiel“, das die Kombination von Raum, Licht, Farbe und Bewegung vervollständigt. Martins zeitlos raumprägende Wandinstallation im Puchheimer Rathaussaal legt ein Zeugnis ab von seiner jahrelangen Beschäftigung mit der „Lichtmalerei“ und der Entwicklung der „kybernetischen Plastik“. Dazu muss man wissen, dass in die schwarzen Holzrahmen unter den Edelstahlplatten ursprünglich eine elektrische Beleuchtung eingebaut war, die dann später außer Funktion blieb. Sie sollte die Tiefenwirkung der abstrakten Komposition räumlich wie sinnlich sicht- und spürbar verstärken. Doch selbst der Einfall des Tageslichts genügt, um die intendierte Wirkung – wenn auch in abgeschwächter Form – zu erzielen.

Ludwig Martin
Wandinstallation Sonnenrad (1973/74)

Stilisiertes Sonnenrad aus symmetrisch angeordneten Kalksandsteinen, auf ein rot getünchtes Wandsegment aufgebracht
Durchmesser: ca. 290 cm
Standort: Aula der Mittelschule am Gernerplatz
Auftragsarbeit Kunst am Bau / Auftragsvergabe am 20. September 1973
Werkvertrag in Höhe von 17.000 DM

Puchheimer Urtyp von „Kunst am Bau“

Idealtypisch dient die Schule der Heranbildung des selbständig denkenden und handelnden Geistes. Die Idee des „geistigen Feuers“, das vom Weltschöpfer auf die Menschen überspringen soll, geht auf uralte metaphysische Reflexionen zurück, auf die sich der Künstler bei der Konzeption seines „Sonnenrades“ für den 2. Bauabschnitt des Schulkomplexes am Gernerplatz wohl besonnen hat. Der damit von der Gemeinde beauftragte Puchheimer Bildhauer und Maler Ludwig Martin entwarf eine aus hellgrauen Kalksandsteinen gemauerte Rosette, die plastisch aus einem farblich abgesetzten, zwiebelförmigen Mauerfeld an der Stirnwand der ehemaligen Pausenhalle hervortritt. Durch Oberlichtkuppeln auf der 4,20 bis 5,00 Meter hohen Hallendecke fiel ursprünglich Tageslicht auf das Kunstwerk. Seitdem Umbau der Pausenhalle zur Aula ist das immer noch raumbeherrschende Wandbildwerk bühnenartig überbaut.

Das augenfällige, 1974 fertiggestellte Sonnensymbol ist gleichsam Puchheims lokaler Urtyp von „Kunst am Bau“. Gleichwohl wurden damals besorgte Stimmen im Gemeinderat laut, das Bildwerk könnte von den Schülerinnen und Schülern als Kletterwand fehlgedeutet werden. In einem Zusatzvertrag wurde Ludwig Martin auch mit der Farbgestaltung der Flurwände und Türen des Schulgebäudes sowie mit der künstlerischen Leitung der Außenraumgestaltung beauftragt.

Helmut Otto Schön
Kamingestaltung (1973)

In Beton gegossenes Relief an Fertigteil-Kaminschalen, mit farbig gefassten Ornamenten versehen
Höhe: ca. 1.000 cm
Standort: Schule Süd am Distelweg in Puchheim-Bahnhof, Haupteingang
Kunst am Bau, Schlussabrechnung vom 18. Dezember 1973 in Höhe von 36.279,60 DM

Frühes Beispiel für Kunst am Bau in Puchheim

Die Kamingestaltung der Schule Süd im Stadtteil Puchheim-Bahnhof ist ein frühes, noch am ursprünglichen Standort erhaltenes Beispiel für Kunst am Bau, in Auftrag gegeben von der Gemeinde Puchheim. Der freistehende Kamin am Haupteingang der Schule sollte künstlerisch gestaltet werden. Von den Bildhauern Ludwig Martin und Helmut Otto Schön waren Modelle erbeten worden. In nichtöffentlicher Sitzung empfahl der Jugend-, Kultur-, Sozial- und Freizeitausschusses am 19. Januar 1973 dem Gemeinderat, Schön den Zuschlag zu erteilen. Der Gemeinderat folgte am 15. Februar 1973 der Beschlussempfehlung; Schön erhielt den Auftrag und Ludwig Martin bekam 1.000 DM Aufwandsentschädigung für sein Modell.

Schöns Konzept sah vor, mit abstrakten, verschiedenfarbig gefassten Ornamenten, die im Op-Art-Stil visuelle Effekte erzeugen sollten, eine gewisse Fröhlichkeit in das Schulareal zu bringen. Die durchlaufenden Querfugen an dem Außenkamin sind konstruktionsbedingt. Sie trennen die einzelnen Fertigbetonschalen, aus denen der Kamin zusammengefügt ist, und so mussten die von Schön erdachten Ornamente in die Schalung eingearbeitet und im Betonwerk gegossen werden. Anschließend wurde der Sichtbeton mit einem Metallsilberanstrich verfremdet, während die etwa zehn Zentimeter tief eingearbeiteten Ornamente über drei Ebenen hinweg unterschiedlich koloriert waren.

Bei der Fassadenrenovierung 1985 wurde die farbliche Gestaltung der Ornamente bedenkenlos beseitigt – der Kamin wurde einheitlich mit Fassadenfarbe gestrichen. Erst bei der Generalsanierung der Schule Süd im Jahr 2007 wurde die Farbgestaltung des Kamins – wenn auch nicht mehr in der verloren gegangenen Originalfassung – so doch in fein abgestuften Grau-, Silber- und Gelbtönen wiederhergestellt. Seither ist immerhin die kreative Absicht des Bildhauers Helmut Otto Schön wieder zu erkennen.

Helmut Otto Schön
Lichtplastik (1971)

Dreiteilige Plastik aus V2A-Stahl, mit farbig gefassten, ursprünglich beleuchtbaren Durchbrüchen versehen
Höhe: ca. 250 bis 400 cm
Standort: Vorplatz Laurenzer Sporthalle, Mitterlängstraße in Puchheim-Ort
Ankaufswert: 35.000 DM; vom Künstler 1973 der Gemeinde Puchheim gestiftet gegen Erstattung der reinen Materialkosten in Höhe von 7.500 DM

Vom Haus der Kunst nach Puchheim-Ort

Seit Herbst 2006 ziert die dreiteilige Plastik den Vorplatz der Laurenzer Sporthalle in Puchheim-Ort. Es handelt sich um eine sogenannte „Lichtplastik“ aus V2A-Stahl, die der Bildhauer Helmut Otto Schön 1971 für die Große Kunstausstellung in München geschaffen hat. Sie war damals vor dem Haus der Kunst an der Prinzregentenstraße aufgestellt und war im Katalog mit 35.000 DM bewertet. In den farbig gefassten Durchbrüchen waren Lichtquellen installiert, deren verschiedene Einstellungen dem Licht einen rhythmischen Ablauf abgaben.

Am 22. März 1973 bot der Künstler der Gemeinde Puchheim die dreiteilige Plastik als Stiftung an, bat allerdings um Erstattung der reinen Materialkosten in Höhe von 7.500 DM. Die Gemeinde baute damals die Volksschulen am Gernerplatz und in Puchheim-Ort, und so befasste sich der gemeindliche Kulturausschuss unter dem Vorsitz des Dritten Bürgermeisters Heinz Thümmler bereits acht Wochen später mit der künstlerischen Ausschmückung der Volksschule Puchheim-Ort. Einstimmig empfahl das Gremium dem Gemeinderat, Schöns Angebot anzunehmen und die Plastik vor der neuen Schule an der Mitterlängstraße aufzustellen. Die rhythmische Beleuchtung sollte allerdings durch eine konstante ersetzt werden. Der Gemeinderat folgte am 19. Juli 1973 der Beschlussempfehlung des Kulturausschusses im Wesentlichen, ließ jedoch den genauen Aufstellungsort offen. Bei einer Ortsbesichtigung am 31. Juli 1973 kamen Architekt Heinrich Hanusch und der Bildhauer Helmut Otto Schön überein, die Plastik an der Westseite des Schulgebäudes, mit Blickrichtung zur damals noch freien Landschaft in Richtung Feuerwehrhaus hin, aufzustellen. Dort wurde die „Lichtplastik“ im Herbst 1973 errichtet und mit einer wetterfesten Elektroinstallation nachgerüstet. Ein frühes Musterbeispiel von Kunst am Bau in Puchheim war damit verwirklicht.

Eine erste Generalüberholung mit neuer Elektrifizierung, Farberneuerung und Sandstrahlbehandlung bekam die Plastik, nachdem sie 1980 von der Gemeinde Puchheim für den Skulpturenpark der Stadt Ingolstadt ausgeliehen worden war. 1981 an die Laurenzer Volksschule zurückgekehrt, fand das Kunstwerk in der Folgezeit kaum noch Beachtung und wurde Jahr für Jahr unansehnlicher. Ab Mitte der neunziger Jahre wurde das freie Feld vor der Schule nach und nach bebaut, und als 2004 auf dem Nachbargrundstück mit dem Aushub für die neue Turnhalle begonnen wurde, wurde die in Vergessenheit geratene „Lichtplastik“ aus einer Hecke geborgen, in der sie beinahe eingewachsen war. Nach einer zweiten Generalüberholung im Zuge der Vorplatzgestaltung vor der neuen Laurenzer Sporthalle steht das Kunstwerk seither, ohne Beleuchtung zwar, aber doch in neuem Glanz, an der Mitterlängstraße.

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