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Frau Greif, Ihre Filmografie ist mittlerweile ja sehr beachtlich. Es tauchen immer wieder Themen der sogenannten Öffentlichen Hand auf: Filme über den Bauhof, die Wasserversorgung oder die Organisation eines Volksfestes. Was reizt Sie an dieser Materie?
Zum einen bin ich einfach unglaublich neugierig, und es gibt viele spannende Themen. Zum anderen: Meine Heimat ist mir wichtig. Ich lebe und arbeite in diesem Landkreis seit meinem dritten Lebensjahr. Durch meine 25-jährige Tätigkeit als Bildjournalistin beim Fürstenfeldbrucker Tagblatt habe ich natürlich auch viele gute Kontakte und oft mehr Einblick in die unterschiedlichsten Themen bekommen.
Mit einem Film hat man viel mehr Möglichkeiten, diese Themen auch den Bürgerinnen und Bürgern zu vermitteln. Schwere Themen werden durch die Visualisierung verständlicher, der Zuschauer kann auf emotionaler Ebene erreicht werden, und durch Authentizität schafft ein Film mehr Glaubwürdigkeit und Vertrauen.
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Sie kommen vom Journalismus, von der Fotografie. Jetzt Film. Gibt es je ein eigenes Medium für ein bestimmtes Thema?
Alle diese Medien beinhalten das dokumentarische Arbeiten. Das ist es, was ich mache und auch am besten kann. Und Dokumentarfilm ist Journalismus plus Fotografie und ein bisschen mehr. Vor allem aber bietet Film noch mehr erzählerische Möglichkeiten.
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Ihre Filme kommen ohne Kommentarstimme, ohne Untertitel oder Schauspielerei aus. Ist das Ihr eigener Stil?
In der Tat ist das ein persönliches Stilmittel. Ursprüngliche Vorbilder sind für mich Dokumentarfilme der 1960er-Jahre, des Direct Cinema und des Cinéma vérité. Es geht im Grunde darum, die Menschen für sich selbst sprechen zu lassen und sie von Interpretationen des Filmemachers zu befreien. Zum anderen geht es auch darum, die Kamera möglichst unbemerkt einzusetzen. Da kann es halt auch mal ein bisschen wackeln. Das ist authentischer und damit auch ehrlicher.
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Wenn man zwanzig Minuten Film sieht und gleichzeitig mitbekommt, wie oft Sie vor Ort drehen, fragt man sich, was eigentlich mit dem Restmaterial passiert?
In der Tat wird am Ende wenig vom gedrehten Material verwendet, aber weggeschmissen werden nur technisch völlig unbrauchbare Aufnahmen. Eine große Auswahl ist wichtig. Beim Dokumentarfilm entsteht die eigentliche Geschichte erst am Schnittplatz, und es kann vorkommen, dass Material verwendet wird, das man Wochen vorher schon längst abgeschrieben hatte. Manchmal kann man aus dem Material auch noch einen einzelnen Clip machen. Man kann auch mit dem Material eine ganz andere Geschichte erzählen. Das ist Filmmontage der spannendste Teil in der Produktion.
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Die Stadt begleitet den Film mit einem kurzen geschichtlichen Rückblick, für den noch Zeitzeugen und Erlebnisberichte gesucht werden. Sie haben bereits Szenen mit den Beteiligten der früheren Volksfeste gedreht. Wie waren Ihre Erfahrungen?
Diesen Teil der Arbeit liebe ich am meisten. Wenn Menschen mir ihre Geschichte erzählen. Es gibt nichts Spannenderes. In diesem Fall war es besonders interessant, die unterschiedlichen Sichtweisen zum Thema Volksfest früher und heute zu hören. Die Zeitzeugen waren alle sehr offen, und ich habe viel erfahren, was für meine weiteren Recherchen und Gespräche wichtig war. So wird die Geschichte vorangetrieben. Archivmaterial wie alte Fotos oder Filme sind vor allem wichtig, um die Aussagen visuell zu unterstützen. Da hätte ich gerne noch etwas mehr.
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Die ersten Elemente des Filmes haben wir schon gesehen. Klasse! Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Verraten Sie uns doch mal, welche Geschichte der Film erzählt?
Zum einen erzählt der Film die Geschichte des Volksfestes Puchheim. Angefangen bei der Jahrtausendfeier im Jahr 1960, über das Ende des Volksfestes 2008 und seine Wiedergeburt 2012. Zum anderen erzählt der Film von der Arbeit des aktuellen Volksfestteams, das ich über mehrere Monate begleitet habe. Höhepunkt ist das Volksfest im April 2017.
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Die größte Herausforderung werden die Liveaufnahmen sein: Wenn der Bürgermeister am Fass vorbeischlägt, wenn der Festzug vom Regen verschüttet wird oder wenn die Begrüßung nicht zu hören ist. Haben Sie einen Notfallplan?
Liveaufnahmen sind immer eine Herausforderung, denn sie sind überraschend, können nicht wiederholt werden, und nicht selten findet man schwierige Bedingungen vor. Hier ist eine − soweit möglich gute Planung erste Voraussetzung für gelungene Aufnahmen. Diese mache ich auch nicht alleine. Ein Team aus ein oder zwei weiteren Kameraleuten wird mich unterstützen. Da muss alles Hand in Hand gehen. Und wenn es ein Problem gibt, wie beispielsweise schlechtes Wetter, muss man eben kreativ sein.
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Was war bisher die größte Herausforderung bei diesem Projekt?
Da stecke ich gerade mittendrin. Es ist eine Preview auf dem Volksfest geplant. Das heißt für mich, ich muss einen Vorschau-Film über das Volksfest produzieren, ohne eine einzige Aufnahme vom Volksfest zu haben. Das ist wirklich schwer, aber ich denke, ich habe da schon eine Idee.
- Wie ist die Zusammenarbeit mit der Stadt Puchheim?
Großartig. Das gesamte Team um Bürgermeister Norbert Seidl schenkt mir nicht nur vollstes Vertrauen, sondern ist mir bei allem behilflich. Sie sind für alle Ideen offen und nehmen sich die Zeit, die man benötigt. Außerdem haben sie, glaube ich, genauso viel Spaß dabei wie ich. Beste Voraussetzungen also!