Seit nunmehr 20 Jahren wird in Puchheim über die „neue“ Stadtmitte diskutiert, sowohl im Stadtrat als auch mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt. Stadtbibliothek, Musikschule und Volkshochschule sollen in jeweils eigenen Gebäuden ein neues Domizil erhalten, der marode Bürgertreff muss für die Neubauten weichen, während die gegenwärtig als Kindergarten genutzte Alte Schule einer anderen Verwendung zugeführt werden soll.
Ein solch langer Prozess verwundert auf den ersten Blick, aber es geht um ein Projekt, das mitten im Bestand nicht einfach zu verwirklichen ist und das sinnvoll in eine städtebauliche Gesamtidee eingebettet werden muss; um ein Projekt, das das Gesicht der Stadt auf lange Zeit prägen wird, bei dessen Planung zukünftige Entwicklungen vor allem auch im Bereich des Bildungswesens bedacht sein wollen, und um ein Projekt schließlich, das nicht zuletzt die größte Investition darstellt, die die Stadt seit ihrer Gründung zu stemmen hat. Der Stadtrat hat sich am vergangenen Wochenende, 20. und 21. Mai 2023, im Rahmen einer Klausur erneut mit dem Vorhaben befasst, die über die Jahre entwickelten Ideen reflektiert und Weichenstellungen hinsichtlich offener Fragen vorgenommen, die in den kommenden Monaten in eine öffentliche Diskussion und Entscheidungsfindung münden sollen.
Für die weiteren Planungen und Berechnungen soll auf eine zuvor vorgesehene Vollunterkellerung verzichtet werden; ein Keller soll nur dann und nur insoweit ausgeführt werden, als dies technisch notwendig ist. Festgehalten wurde an der Idee, für die Musikschule aufgrund der spezifischen Anforderungen einen eigenen Saal zu realisieren. Auch die Planung eines weiteren Saales für die Nutzung durch die VHS wurde mehrheitlich bestätigt. Dieser Saal soll aber auch für andere Nutzungen offenstehen. Die Stadtratsmitglieder beschäftigten sich auch intensiv mit der Frage, wie die circa 700 Quadratmeter Multifunktionsflächen genutzt werden können. Favorisiert wurde eine möglichst flexible, eher kleinteilige und vorzugsweise gewerbliche Nutzung, wobei von der Verwaltung verschiedene Optionen erarbeitet und auch unter Kostengesichtspunkten bewertet werden sollen. Die Alte Schule soll im Erdgeschoss als Saal hergerichtet werden, der bei Veranstaltungen auf Wunsch durch einen Caterer bewirtschaftet werden kann. Im Obergeschoss kommt eine gewerbliche Nutzung in Betracht. Die Verwaltung hat nunmehr die Aufgabe, diese Verabredungen inhaltlich aufzubereiten und die Vergabe von Planungsleistungen und Kostenschätzungen in die Wege zu leiten. Mit besonderer Aufmerksamkeit wird der Stadtrat dabei auch die Fragen der Finanzierung verfolgen, für die er sich konkrete Ausführungen erbeten hat. Dabei wird er eine längerfristige Perspektive einnehmen, denn die Baumaßnahme wird voraussichtlich nicht mehr im laufenden Jahrzehnt abgeschlossen werden können.
Erster Bürgermeister Norbert Seidl lobte die konstruktive Zusammenarbeit über alle Fraktionen hinweg und betonte: „Es ist gut zu sehen, dass trotz unterschiedlicher Vorstellungen im Detail alle Fraktionen weiterhin die Stadtmitte wollen und sich nahezu einstimmig auf Eckpunkte für die weiteren Planungen verständigen konnten. Entschieden ist noch nichts, aber die Verwaltung hat jetzt Grundlagen an der Hand, mit der sie die zielgerichtete Befassung der Gremien vorbereiten kann.“ Er dankte auch den Bürgerinnen und Bürgern, die in zahlreichen Formaten an der Planung beteiligt waren, von Bürgerwerkstätten über Glashaus-Gespräche bis hin zu Tischmitte-Runden mit sogenannten Stakeholdern.
Veröffentlicht im Mai 2023.