Der Rückgang der Arten sowie seine Ursachen waren Thema der Gesprächsrunde vor dem Glashaus am Grünen Markt, zu dem Erster Bürgermeister Norbert Seidl am Sonntag, 19. Juli, eingeladen hatte. Die Veranstaltung stand im Zusammenhang mit der Ausstellung „Mehr Arten im Garten“ die noch bis einschließlich Sonntag, 26. Juli, im Glashaus zu sehen ist.
Die Gesprächsteilnehmenden, Margit Pesch (Brucker Land blüht auf), Johannes Georg Miller (Kleingartenmieter und Fotograf), Roland Stein (Puchheimer Imker im Nebenerwerb) und Georg Huber (Kreisbauernobmann und Landwirt), waren sich einig darin, dass der Rückgang der Arten, vor allem der Insekten, immens ist. Herr Stein wies vor allem auf die Bedeutung der Bienen hin, wobei jedoch bei weitem nicht nur die Honigbienen gemeint waren, sondern vor allem die Wildbienen, deren Bestäubungsleistung immens ist. Knapp 50 Prozent unserer einheimischen Wildbienen gehören zu den bedrohten Tierarten. Inzwischen gibt es im städtischen Umfeld deutlich mehr Honigbienen als auf dem Land. Hierfür sieht er vor allem die Landwirtschaft verantwortlich. Als Beispiel nannte er den Raps, der mehrfach gegen Schädlinge behandelt werden muss und zur Blütezeit stark von den Bienen angeflogen wird.
Johannes Georg Miller, bekannt durch seine Projekte „Kunst im Garten“, erkennt vor allem in der geringen Wertschätzung von Natur und landwirtschaftlichen Produkten ein Problem. Vielen seien das Auto und andere Statussymbole wichtiger als gesunde Lebensmittel. Georg Huber bestätigte zwar die Mitverantwortung der intensiven Landwirtschaft für den Rückgang der Insekten, wies aber auch darauf hin, dass es zahlreiche weitere Faktoren wie die Versiegelung der Flächen, beispielsweise für Gewerbegebiete, gebe. Seiner Meinung nach ist die Landwirtschaft ein Spiegel der Gesellschaft.
Komplettiert wurde die Runde durch Margit Pesch von der Organisation „UNSER LAND“, die im vergangenen Jahr das Projekt „Brucker Land blüht auf“, bei dem sich auch die Stadt Puchheim beteiligt hat, leitete. Sie sieht eine positive Entwicklung in den Kommunen und bei den Gartenbesitzern hin zu mehr Vielfalt einheimischer Arten.
Die Gestaltung der Gärten war schon immer Moden unterworfen. Bedauerlicherweise sind gerade sterile Gärten, die eher Steinwüsten ähneln, in Mode. Doch allmählich scheint sich ein Umdenken abzuzeichnen. Vor allem das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ hat dazu beigetragen, dass die Problematik von den Menschen stärker wahrgenommen wird und sie etwas für den Erhalt der Arten beitragen möchten. Mit der Hoffnung, dass dieses Umdenken mehr als eine Modererscheinung ist, schloss die Gesprächsrunde.
Wichtig ist es, positive Zeichen zu setzen. In Puchheim wurden in diesem Jahr wieder zahlreiche Blumenwiesen angelegt und Grüninseln eingesät. Auch in Zukunft wird es weitere „insektenfreundliche“ Projekte der Stadt geben. Noch in diesem Jahr wird beispielsweise der Wildbienengarten eingeweiht.
Mit der Broschüre „Mehr Arten im Garten“ sowie der dazugehörige Ausstellung soll nun dafür geworben werden, dass auch in privaten Gärten mehr einheimische Natur Platz findet, da diese wichtige Rückzugsgebiete für die einheimische Flora und Fauna sind. Als Gruß von den Bürgeräckern, die Teil des Projekts Stadtbeete sind, wurden unter den Zuhörern mehrere Körbe mit Gemüse, das von den Gärtnern gespendet wurden, verlost.
Alle Fotos: Christian Horn, Puchheim
Veröffentlicht im Juli 2020.