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Interview mit dem Künstler Markus Heinsdorff – Installation „Haus der Kulturen“ auf der PUC-Wiese in Puchheim

Die Stadt Puchheim wird am 21. Februar 2025 die Installation „Haus der Kulturen“ des Künstlers Markus Heinsdorff auf der Wiese vor dem Puchheimer Kulturcentrum eröffnen.

Markus Heinsdorff wurde 1954 in Steinkirchen in Oberbayern geboren und studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München. Natur und Raum sind die zentralen Themen des Künstlers, der die Bereiche Architektur und Fotografie in seine Arbeit integriert. Er hat zahlreiche Projekte, Installationen und Ausstellungen in Südafrika, Tansania, Sansibar, Simbabwe, Tunesien, China, Taiwan, Indien, Thailand, Indonesien, Vietnam, Jordanien, USA, Ecuador, Brasilien, Venezuela, Peru, einigen europäischen Ländern und auch in Deutschland initiiert und gestaltet.

Die Stadt Puchheim sprach mit ihm über die Installation „Haus der Kulturen“, die nun in Puchheim zu sehen ist.

Wie ist die Idee für die Installation „Haus der Kulturen“ entstanden?

Bereits Mitte 2017 sprach mich der amtierende Bürgermeister Puchheims, Norbert Seidl, erstmals auf das Thema Kunst und Soziales und einen Beitrag für den Bürgerpark Kennedywiese an, der sich damals in Planung befand. Aus dem Kontakt entwickelten sich über Jahre mehrere Konzeptansätze, die sich um Vielfalt wie auch Migration drehten. Für mich sehr spannend, da ich zu dieser Zeit neben meinen Umweltprojekten bereits Ausstellungen und Installationen über das Thema „Flucht“ realisierte. Unter anderem entstanden Projekte wie das „Haus Europa“ oder das „Leuchtenfeld“, veranstaltet in verschiedenen Städten und Orten mit der Idee, wie sich Kunst und Bürger:innen engagieren können. Zusammen mit Partnern und Experten wie der Gemeinschaft Blumenthal wurden mit den Installationen neben dem Erreichen von Aufmerksamkeit dabei auch Gelder für eine kurz- und langfristige Unterstützung gesammelt und über die Situation Geflüchteter in Europa und weltweit informiert.

Was ist für Sie die zentrale Botschaft der Installation? Was möchten Sie den Puchheimer Bürgerinnen und Bürgern mitgeben?

Die Menschheit lebt derzeit in schwierigen Zeiten. Durch Kriege und Krisen wie auch durch die Erderwärmung mit ihren Auswirkungen nehmen die Fluchtbewegungen ganzer Volksgruppen weltweit zu. Lösungen zur Prävention, für Wohlstand, für Nahrungssicherheit, vor allem auch für arme Länder werden drängender denn je. Nur ein Miteinander – wie die Geschichte lehrt – kann Konflikte eindämmen oder beheben. Die Installation „Haus der Kulturen“ will hier die Menschen zur Begegnung mit den Kulturen einladen und Demokratie stärken. Sie will ein Zeichen setzen, den Menschen in Not beizustehen und durch Empathie und bürgerliches Engagement auch langfristig zu nachhaltigen Lösungen bei den hochbrisanten Migrationsfragen beizutragen. Puchheim ist hier seit Jahren aktiv, wie auch die Beteiligung an „Mayors for Peace“ für den Frieden zeigt – das Sichtbarmachen und Engagement stärken ist ein zentrales Anliegen des Projektes.

Jedes der sieben Häuser ist mit einem Stoff aus einer anderen Kultur und mit jeweils typischen Mustern sowie Farben gestaltet. Welche Länder repräsentieren Ihre Häuser?

Die sieben baugleichen Häuser mit je acht Quadratmetern Grundfläche der Installation bilden auf ca. 600 Quadratmetern Fläche eine Art Dorf mit einem symbolischen (Dorf-)Platz in ihrer Mitte. Das Dach über dem Kopf, das Haus, der Ort, die Heimat gelten seit jeher dem Menschen als schützender Bereich und zentraler Lebensraum. Die Entwicklungen der Länder auf der Welt sind dabei eines der sichtbarsten Zeichen kultureller Identität, wie sie u.a. in Stoffen und Mustern wiederzufinden sind. Die Dächer und Fassaden der mit Stoffmembranen bespannten Häuser sind als Collagen aus diesen Mustern angelegt, die hier allgemein für ganze Regionen oder Kontinente stehen. Gemeint sind alle Kulturen, wie sie unsere Weltgemeinschaft bilden und über Jahrtausende und Jahrhunderte entstanden sind. Auch die die Menschheit verbindende Webkunst und damit hervorgegangene Errungenschaften sind Teil dieser Identitäten.

Wer ist der Künstler Markus Heinsdorff? Welche persönlichen Interessen haben Sie?

Durch meine Auslandsaufenthalte bei internationalen Projekten lernt man die Vorzüge vieler Kulturen kennen und schätzen. Durch die Ferne gleichzeitig auch die eigene Kultur und hier besonders die Vielfalt und Verbindungen, die sich daraus auch für unser Leben, Wohlstand und Errungenschaften ergeben haben, von der Ernährung zur Kunst, zur Technik oder zur Wissenschaft. Davon bin ich fasziniert und sehe dadurch auch unsere Verantwortung. Gerade Kunst/Gestaltung hat hier ein enormes Potential zu vermitteln. Durch die Gründung einer Akademie für Klima, Umwelt und Soziales möchte ich das forcieren und in einer schwierigen Zeit vor allem auch wie hier in Puchheim zusammen mit der Stadt positive Signale für ein Miteinander setzen.

Sie sind in der ganzen Welt unterwegs. Welche Begegnungen haben Sie am meisten inspiriert?

Neben den Krisen sind der Klimawandel, verbunden mit Umwelt- und Artenschutz, eine unserer großen Herausforderungen. Nach einem vorhergehenden Bauwerk für die Ashuar-Indigenen im Regenwald Ecuadors konnte ich 2023 für Piaroa, eine indigene Volksgruppe am Orinoko im Grenzgebiet zu Venezuela und Kolumbien, ein Gemeinschaftshaus entwerfen, das auch von ihnen gebaut wurde.

Indigene wie hier in den Regenwäldern Südamerikas haben oft ein riesiges Wissen über Fauna und Flora, über nachhaltige Lebensformen und das Herstellen von Dingen. Traditionelles Handwerk oder Kunsthandwerk oder Kunst fließen oft ineinander. In der damit verbundenen „Einfachheit“ stecken oft Lösungen, die wir für viele unserer heutigen Probleme zum Teil auch industriell einsetzen können, oder wir können lernen, wie es CO2-freundlich u.a. mit Naturmaterial statt Plastik geht. Die weltweite Plastikschwemme ist inzwischen eines der gravierendsten Umweltprobleme unserer Zeit.

An welchen weiteren Projekten arbeiten Sie? Was bewegt Sie derzeit am meisten?

Lernen von den Indigenen betrifft auch eines der nächsten Projekte, das sich mit der Arktis beschäftigt. Das Leben der dort lebenden Inuit zeigt auf faszinierendste Art und Weise, wie Menschen mit ihrem Erfindungsreichtum auch in den unwirtlichsten Regionen der Erde leben können. In Asien arbeite ich an dem Thema Bauen mit Bambus und entwerfe einen Hub für eine Forschungsstation. Aktuell läuft eine Ausstellung von mir im Terminal 2 am Flughafen München mit dem Titel „Mobile City – Bicycle, Art and Climate“, bei der es um die Gestaltung unserer Lebensräume geht, hier auch unter Einbezug Afrikas. Begleitet werden die Projekte von Workshops, bei denen Kunst und Wissenschaft zusammenkommen, um gemeinsam Visionen zu entwickeln und unsere Zukunft lebenswert zu gestalten.

Vielen Dank.

 

Veröffentlicht im Februar 2025.

(Copyright Portraitfoto: Markus Heinsdorff)

Haus der Kulturen Installation von Markus Heinsdorff Puchheim Foto 2 Fotograf Axel Moelkner-Kappl

Foto: Haus der Kulturen Installation von Markus Heinsdorff (Fotograf: Axel Moelkner-Kappl)

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