Über Demokratie ins Gespräch zu kommen, war Ziel der Puchheimer Aktionswochen „Lange Woche der Demokratie“ vom 27. September bis 15. Oktober. Zahlreiche Veranstaltungen wie beispielsweise die Kindersprechstunde des Ersten Bürgermeisters, Lesungen und Diskussionsrunden, die konstituierende Sitzung des Beteiligungsbeirats, die Projektgenehmigung des Bürgerbudgets, die feierliche Einweihung des Nord-Süd-Tors mit anschließender Podiumsdiskussion sowie die Zukunftswerkstatt „Kinderfreundliche Kommune Puchheim“ luden dazu ein, sich über Politik, Mitbestimmung und Menschenrechte auszutauschen.
Nachfolgend finden Sie kurze Berichte und Impressionen zu den einzelnen Veranstaltungen der Aktionswochen.
Dienstag, 27. September: Lesung von Kristina Sellmayr in der Buchhandlung Bräunling
Am 27. September las Kristina Sellmayr – Autorin, Sozialpädagogin und systemische Familientherapeutin – in der Buchhandlung Bräunling aus ihren beiden Büchern „Mittendrin“ und „Und ich lebe doch“. Die anwesenden Gäste lauschten den Geschichten über ihre Arbeit in den Berliner Willkommensklassen und waren tief berührt von den Schicksalen, aber auch der Kraft und der Zuversicht der Kinder, die schon so viele traumatische Erfahrungen machen mussten.
Im Anschluss an die Lesung, die von Kristina Sellmayrs Lektor Gregor Ohlerich moderiert wurde, bot sich den Zuhörer:innen die Gelegenheit, Fragen zu stellen und mit der Autorin ins
Gespräch zu kommen. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Buchhandlung Bräunling und den Interkulturellen Tagen des Landkreises Fürstenfeldbruck durchgeführt.
Samstag, 1. Oktober: Kneipenquiz mit Erstem Bürgermeister Norbert Seidl
Erster Bürgermeister Seidl lud am 1. Oktober zum Kneipenquiz in das Kaffeehaus am Grünen Markt. Die Besucherinnen und Besucher fanden sich schnell in kleinen Teams zusammen und stellten sich den Fragen, die von Besonderheiten des heimischen Landkreises bis zu Themen der Weltpolitik reichten. Mit viel Spaß erspielten sich die Teams Gutscheine für Puchheimer Geschäfte und verbrachten einen kurzweiligen Abend.
Sonntag, 2. Oktober: Ökumenischer Erntedankgottesdienst
Am 2. Oktober fand ein ökumenischer Erntedankgottesdienst auf dem Biolandhof Unglert statt.
Mittwoch, 5. Oktober: Veranstaltungsreihe TOPIC – Besuch der Redaktion der SZ in Fürstenfeldbruck am 5. Oktober
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Topic – Bürgermeister vor Ort“ und anlässlich der Langen Woche der Demokratie besuchte Erster Bürgermeister Norbert Seidl am 5. Oktober die Redaktion der Süddeutschen Zeitung in Fürstenfeldbruck. Der Besuch einer Tageszeitung war bewusst gewählt, da die Medien einen wichtigen Beitrag zur Meinungsbildung in einer Demokratie leisten.
Nach einer kurzen Führung wurde am Besprechungstisch die Morgenrunde des Redaktionsteams abgehalten, in der die Themen für den Tag durchgesprochen wurden. Teamleiter Christian Hufnagel und die Redakteure gaben bei Kaffee und Gebäck einen umfangreichen Einblick in die Redaktionsarbeit von der Ideensammlung, Themenauswahl und Blattplanung bis hin zur digitalen Verarbeitung der Artikel.
Foto (v.l.): Bürgermeister Norbert Seidl, die Redakteure und Mitarbeiter Stefan Salger, Noah May, Teamleiter Christian Hufnagel, Florian Haamann, Peter Bierl und Andreas Ostermeier.
Donnerstag, 6. Oktober: Kindersprechstunde in der Grundschule am Gernerplatz
Erster Bürgermeister Norbert Seidl besuchte am 6. Oktober die Grundschule am Gerner Platz, um sich mit den Dritt- und Viertklässler:innen, die sich zur Kindersprechstunde angemeldet hatten, zu unterhalten.
Die Grundschüler:innen hatten Fragen zu den Außenspielflächen, welche momentan aufgrund einer Baustelle nicht zugänglich sind. Auf der Wunschliste der Schülerinnen und Schüler stand außerdem mehr vegetarisches Essen, Ausflüge, Unterricht im Freien, Schwimmunterricht sowie neue Softbälle für das Fußballspielen. Die Institution der Streitschlichter fanden die Kinder sehr gut.
Bürgermeister Norbert Seidl freute sich über das große Interesse der Schülerinnen und Schüler, nahm die Hinweise mit und versprach zu klären, ob er zu der ein oder anderen Verbesserung beitragen könne.
Donnerstag, 6. Oktober: Konstituierende Sitzung des Bürgerbeteiligungsrats
Am 6. Oktober kamen die neun Mitglieder des Bürgerbeteiligungsrats zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Unter Moderation des Ersten Bürgermeisters stand zunächst das Kennenlernen auf der Tagesordnung. Nach einem Informationsteil, in dem die „Leitlinien für gute Bürgerbeteiligung in Puchheim“, aus denen der Bürgerbeteiligungsrat hervorgegangen ist und die Aufgabe des Rats erläutert wurden, klärten die Mitglieder verschiedene organisatorische Fragen für die zukünftige Arbeit. Im weiteren Verlauf der Sitzung bearbeitete der Rat einen ersten Bürgerbeteiligungsvorschlag einer Puchheimerin.
Aufgabe des Bürgerbeteiligungsrats ist es, über Vorschläge für Themen und konkrete Anlässe für Bürgerbeteiligungen aus der Bürgerschaft zu beraten. Weitere Informationen zum Bürgerbeteiligungsrat, zu den „Leitlinien für gute Bürgerbeteiligung in Puchheim“ und zum Einreichen von Vorschlägen für Bürgerbeteiligung finden Sie hier.
Foto: Die Mitglieder des Beteiligungsrats mit Erstem Bürgermeister Norbert Seidl bei einem Kennenlernspiel.
Freitag, 7. Oktober: Lesung und Ausstellung Permanente Demokratie: Kurt Eisner und Wilhelm Hoegner
Gut zwanzig Gäste lauschten am 7. Oktober in der Stadtbibliothek Puchheim den Lesungen von Dr. Julia Killet vom Kurt-Eisner-Verein München und Dr. Ludwig Hoegner, dem Ururenkel von Wilhelm Hoegner. Dr. Killet wurde bei ihrer Lesung von dem Schauspieler Wolfgang Blaschka unterstützt, der in die Rolle des deutschen Politikers, Schriftsteller und Journalisten Kurt Eisner geschlüpft war. Beide gaben Einblicke in das Wirken und Denken des ehemaligen Bayerischen Ministerpräsidenten.
Ergänzt wurden die Ausführungen durch eine Ausstellung sowie Einblicke von Werner Dreher in das Schaffen des Künstlers Guido Zingerl. Dreher ging besonders auf das Werk „Schwarzer Block und Freistaat“ und die Idee der sogenannten Permanenten Demokratie bei seinen Ausführungen ein. Zingerl hatte das oben genannte Werk als Hommage für den Begründer des „Freistaats Baiern“ Kurt Eisner geschaffen. Das Werk wurde im November 2017 von der Stadt erworben und bereits bei mehreren Gelegenheiten ausgestellt.
Im Anschluss erzählte Dr. Ludwig Hoegner sehr lebhaft einige Episoden aus dem Leben des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner, dem einzigen Ministerpräsidentes Bayerns nach dem Zweiten Weltkrieg, der nicht der CSU angehörte. Den Schlusspunkt bei den Vortragenden setzte schließlich Angelina Roth. Die Schülerin der 10. Klasse des Puchheimer Gymnasiums hatte den diesjährigen Schreibwettbewerb mit ihrer Geschichte „Nur 1348,6 km weit entfernt“ gewonnen. Die Veranstaltung endete schließlich mit einer interessanten Diskussion zwischen den geladenen Gästen und den Besucher:innen der Veranstaltung zu verschiedenen Aspekten und Entwicklungen der weltweiten Demokratien.
Montag, 10. Oktober: Projektgenehmigung für Bürgerbudget Puchheim-Ort erteilt
Der städtische Kultur- und Sportausschuss hat für die Umsetzung der Vorschläge des Bürgerbudgets Puchheim-Ort in seiner Sitzung am 10. Oktober die Projektgenehmigung erteilt. In der Abstimmung durch die Puchheimerinnen und Puchheimer hatte der Vorschlag „Gemeinschafts-Backhaus“ die meisten Stimmen erhalten. Da zu erwarten ist, dass das Budget von 15.000 Euro für die Umsetzung des Backhauses bereits aufgebraucht wird, hatte sich der Ausschuss schwerpunktmäßig mit diesem Vorschlag auseinandergesetzt. Die Ausschussmitglieder begrüßten den Vorschlag grundsätzlich und sprachen sich für die gemeinschaftsstärkende und vernetzende Funktion des Backhauses für Puchheim-Ort aus. Sie gaben jedoch auch zu bedenken, dass vor der Realisierung noch Fragen zur Organisation des Back-Betriebs geklärt werden müssen. Als nächster Schritt soll gemeinsam mit den Bürger:innen ein Konzept für den Bau und die Organisation des Backhauses erarbeitet werden. Weitere Informationen zum Bürgerbudget Puchheim-Ort finden Sie hier.
Dienstag, 11. Oktober: Besuch im Amtsgericht Fürstenfeldbruck
Im Rahmen der Langen Woche der Demokratie besuchte Erster Bürgermeister Norbert Seidl zusammen mit Geschäftsleiter Jens Tönjes am 11. Oktober das Amtsgericht in Fürstenfeldbruck. Im denkmalgeschützten Gebäude wurden sie von Amtsgerichtsdirektor Dr. Klaus Brandhuber, seinem Vertreter Stefan Heilmann und Geschäftsleiterin und Rechtspflegerin Ruth Himml begrüßt. Bürgermeister Seidl informierte sich über den persönlichen Werdegang des Direktors und die Strukturen innerhalb der Gerichtsverwaltung. Mit der Einführung der Elektronischen Akte (E-Akte) wird der Zugriff auf Akten im Haus erleichtert, Papier und Ressourcen durch reduzierte Verteilung zwischen den Häusern gespart. Eine Herausforderung stellen kulturelle Unterschiede dar, insbesondere, wenn Wertegerüste anders gesehen und Sprachhürden zu bewältigen sind. Die Zusammenarbeit mit Jugendämtern und psychiatrischen Einrichtungen wird in dem größten der umliegenden sieben Amtsgerichte sehr geschätzt, auch das Ehrenamt der Schöff:innen wurde besonders hervorgehoben. Während die Anzahl der Strafanträge für Jugendkriminalität sich in den letzten Jahren erhöhte, wurden weniger zivilrechtliche Streitigkeiten verzeichnet. Geschäftsleiter Jens Tönjes erkundigte sich zur „Kinderfreundlichen Justiz“, die – vergleichbar mit der Initiative „Kinderfreundliche Kommune“ – die Situation der Kinderrechte vermehrt wahrnimmt. Auch da sind im Gericht mit der Möglichkeit der Videoaufzeichnung, der Zeugenbetreuung und der separierten Befragung auch im eigenen Wohnumfeld Neuerungen vollbracht wurden. Mit einer Führung durch das Gerichtsgebäude und die Verhandlungssäle endete der Vormittag.
Foto (v.l.): Geschäftsleiterin Ruth Himml, Bürgermeister Norbert Seidl, Amtsgerichtsdirektor Dr. Klaus Brandhuber, Geschäftsleiter Stadt Puchheim Jens Tönjes, Stellvertretender Amtsgerichtsdirektor Stefan Heilmann.
Dienstag, 11. Oktober: Einweihung des Nord-Süd-Tores
Am 11. Oktober wurde die Neuerrichtung des Nord-Süd-Tores des Künstlers Franz Hämmerle auf dem Vorplatz des S-Bahnhofes Puchheims feierlich eingeweiht, exakt zum 530. Jahrestag der „Entdeckung Amerikas“. Erster Bürgermeister Norbert Seidl begrüßte die Teilnehmenden und hinterfragte die Folgen der damaligen Entdeckung des Kontinents sehr kritisch. Anschließend übergab er das Wort an den Künstler Hämmerle selbst. Auch Hämmerle sah die Entwicklungen kritisch und hinterfragte diese vor allem theologisch und philosophisch. Die Sicht des „Globalen Südens“ führte schließlich Antônio Andrioli, Professor für Agrarökologie an der Bundesuniversität UFFS in Südbrasilien, aus. Er prangerte die Ausbeutung seines Heimatlandes, insbesondere durch die Sojaexporte, an. Abschließend dankte Klaus Lindhuber im Namen des Vereins Campo Limpo und der Ortsgruppe Amnesty International für die Erneuerung des Mahnmals und erinnerte an die vielfältige Nutzung des zentralen Platzes insbesondere zu den jährlichen Schweigekreisen am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte. Begleitet und musikalisch untermalt wurde die Einweihung durch die Grupo Latinoamerica mit Musik aus den Anden.
Dienstag, 11. Oktober: Podiumsdiskussion „Weniger ist mehr – for Future“
Anschließend fand eine Podiumsdiskussion „Weniger ist mehr – for Future“ im nahegelegenen Pfarrzentrum St. Josef statt. Die vom Puchheimer Podium unterstützte Veranstaltung begann mit der Frage der erfahrenen Moderatorin Renate Börger an die Diskutanten auf dem Podium: Was verbinden Sie mit der Inschrift auf dem erneuerten Nord-Süd-Tor „Weniger Macht Mehr Leben“? Nach den Stellungnahmen von Bürgermeister Norbert Seidl, Professor Antônio Andrioli, Künstler Franz Hämmerle, Julia Traxel von Agenda 21 im Landkreis, Walter Ulbrich von Campo Limpo und Maria Rothbucher von „Puchheim for Future“ führten die Teilnehmenden noch einige Gedanken aus. Neben vielen konsumkritischen Anmerkungen ging man auch ganz individuell auf eigene Erfahrungen und Erlebnisse ein. So berichtete Walter Ulbrich von seinen Besuchen in Brasilien und gab zu bedenken, dass sich hierzulande noch vieles ändern müsse und dass es unbedingt eine politische Weichenstellung bräuchte. Nach einer kurzen Pause war das Publikum gefragt. Die rund 50 Besucher:innen kritisierten unter anderem die einförmige Berichterstattung in den großen Medien. Einig war man sich dabei, dass man als Einzelner relativ wenig bewegen könne und man sich mit anderen zusammentun müsse und das Demokratie beispielsweise nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten mit sich bringe. Am Ende waren sich die Teilnehmenden einig, dass es ein sehr inspirierender Abend war, der auch Anlass zur Hoffnung gibt. Der Abend endete mit einer Schweigeminute und dem „Gebet der Vereinten Nationen“.
Ausschnitte der Diskussion können in der Youtube-Mediathek https://www.youtube.com/user/ffbaktivstudio unter dem Titel „For Future – weniger ist mehr“ eingesehen werden.
Freitag, 14. Oktober: Sitzung des Jugendbeirats im Jugendzentrum STAMPS
Der Jugendbeirat der Stadt Puchheim tagte gemeinsam mit Erstem Bürgermeister Norbert Seidl am 14. Oktober im Jugendzentrum STAMPS. Themen waren unter anderem der Jugendtreffpunkt am Sportzentrum, die Weiterentwicklung des Projekts Bauwagen sowie die Durchführung einer Kleidertauschbörse.
Samstag, 15. Oktober: Zukunftswerkstatt Kinderfreundliche Kommune
Am 15. Oktober fand im Jugendzentrum STAMPS eine Zukunftswerkstatt zur „Kinderfreundlichen Kommune“ Puchheim statt. Seit November 2019 trägt die Stadt Puchheim das Siegel der „Kinderfreundlichen Kommune“. Viele Maßnahmen aus dem Aktionsplan konnten in den letzten drei Jahren bereits umgesetzt werden. Für die nächste Siegelphase ab 2023 soll der Fokus auf die Jugendlichen in Puchheim gerichtet werden. Unter der Leitung der externen Moderatorin Cornelia Scharf diskutierten neun Jugendliche mit dem Bürgermeister, Vertreter:innen des Stadtrats und der Verwaltung über die Maßnahmen des letzten Aktionsplanes und legten inhaltliche Schwerpunkte für den neuen Aktionsplan fest. In wechselnden Arbeitsgruppen wurden neue Ideen und Handlungsmöglichkeiten entwickelt – selbst die Pausen und das gemeinsame Essen der ganztägigen Zukunftswerkstatt wurden für angeregte Gespräche genutzt. Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt werden nun in den neuen Aktionsplan eingearbeitet und dem Stadtrat zur Abstimmung vorgelegt.
Veröffentlicht im Oktober 2022.