
Eine außergewöhnliche Skulpturengruppe des namhaften Bildhauers Franz Hämmerle ist bis Ende November 2021 auf der PUC-Wiese zu bestaunen. Zur Freilicht-Vernissage am 25. September hieß Puchheims Erster Bürgermeisters Norbert Seidl den Künstler und eine große Schar Kunstinteressierter willkommen. Mit einer faszinierenden Eröffnungsrede bereicherte Dr. Florian Schuller, der bis 2018 als Direktor der Katholischen Akademie Bayern 18 Jahre lang eines der schönsten Kirchenämter innehatte, die spätsommerliche Kunstmatinee.
Die vier aus mächtigen Eichen-, Linden- und Pappelstämmen gehauenen Bildwerke versinnbildlichen das Thema „Aufbrechen“ – sowohl im Sinne des „Aufbrechens alter Strukturen“ als auch des „Aufbruchs zu Neuem“. Mit Leib und Seele dem Leitmotiv verhaftet, führte Dr. Schuller die Gäste von einer Holzskulptur zu andern, um sie zu beschreiben und zu deuten. Als „vier mächtige Ausrufezeichen zum Thema Aufbrechen“ setzt er sie beispielhaft mit dem Leben und Wirken Franz Hämmerles in Beziehung.
„Hämmerle, der Künstler“: Mit dieser Lebenswirklichkeit, die Hämmerle 1980 als Meisterschüler und Diplom-Bildhauer bei Professor Hans Lachner an der Münchener Kunstakademie einschlug, brachte Dr. Schuller die Holzskulptur „Aufbrechen / Anrufung“ in Verbindung. Der Baumstamm ragt aufgerissen und ausgehöhlt drei, vier Meter empor. Mit roter Farbe unterstreicht Hämmerle das Zerstörerische, das ein gewaltsames Aufbrechen verursacht. Aufbrechen bewirkt aber auch, in die Mitte zu gelangen, den Wesenskern zu erkennen, per Anrufung sich auf etwas Neues einzulassen. Genau das zeichnet Franz Hämmerle als Künstler aus – und Dr. Schuller definierte zugleich, was er persönlich unter Kunst versteht: „Kunst ist, wenn es vibriert in mir!“
„Hämmerle, der Theologe“: Den Grundstein für diese Lebenswirklichkeit legte Hämmerle bereits 1976, als er sein Diplom in Theologie ablegte. Vor der Holzskulptur des „Wachenden Boten“ Benediktus wies Dr. Schuller auf deren Besonderheit hin. Auge, Hand und Ohr bilden zusammen eine Fläche und sind wie ein Parabolspiegel ausgerichtet auf das Geistige, auf die Botschaft des einen Gottes. Hämmerle belegte das Bildwerk mit dem Untertitel „Benedictus qui audit et audet = Hochgerühmt, der hört und wagt“. Die Figur steht fest mit beiden Füßen auf dem Boden, ahnt jedoch zugleich eine andere Wirklichkeit – wachsam und bereit zur Weitergabe einer neuen Erkenntnis.
„Hämmerle, der Lehrer“: Zur Lebenswirklichkeit des Künstlers und Theologen Franz Hämmerle gehört auch sein Beruf als Schullehrer im Unterrichtsfach Religion. Um diese Verbindung zu veranschaulichen, führte Dr. Schuller die Vernissagegäste vor die Holzskulptur „Rhabanus Maurus“. Ihm, dem Mönch und Universalgelehrten zur Zeit Kaiser Karls des Großen, widmete Hämmerle eine bildkräftige Darstellung. Die strengen Falten des Benediktinergewandes stehen für Ordnung und „stabilitas“, wie sie der Orden einforderte. Die Figur präsentiert einen Stapel alter Schriften, der das gesamte Wissen der Antike symbolisiert. Der versinnbildlichte Aufbruch in die neue, frühmittelalterliche Welt steht auf dem Fundament der griechischen Philosophen, deren Texte Rhabanus für das Abendland aufgeschrieben und gerettet hat.
„Hämmerle, der Mensch“: Den Künstler, Theologen und Lehrer Franz Hämmerle würdigte Dr. Schuller darüber hinaus als einen Menschen, der sich nichts vormacht, der nachdenkt über die Dinge des Lebens und gefestigt ist in seinem Glauben. In der Holzskulptur „Abraham – Aufbrechen / Und Loslassen im Vertrauen auf Gott“ zeichnet Hämmerle gleichnishaft den Weg des alttestamentarischen Patriarchen nach, der von den alten Göttern loslässt und aufbricht zu einer neuen Begegnung – mit dem einen Gott. Die Bereitschaft und der Mut, vertraute Positionen zu verlassen und eine Bresche zu schlagen für das Neue, Lebendige und stets im Wachsen Begriffene, zeichnen Franz Hämmerle aus – in allen Facetten seines Lebens und Schaffens.
(Werner Dreher)
Foto: Gut besuchte Freilicht-Vernissage zum Thema „Aufbrechen“ auf der PUC-Wiese: Vom 25. September bis Ende November 2021 sind beeindruckende Holzskulpturen des namhaften Bildhauers Franz Hämmerle auf der PUC-Wiese zu sehen.
Weitere Fotos der Vernissage am Ende des Artikels.

Ein Blumenstrauß für Elke Paulus
Im Rahmen der Vernissage zur Freilichtausstellung „Aufbrechen“ mit vier Holzskulpturen von Franz Hämmerle überreichte Erster Bürgermeister Norbert Seidl der langjährigen Vorsitzenden des Kulturvereins Puchheim e.V., Elke Paulus, einen Blumenstrauß und ein Präsent. Frau Paulus war von 2009 bis 2021 als 1. Vorsitzende und sechs Jahre davor schon als 2. Vorsitzende maßgeblich an den vielfältigen Aktivitäten des Kulturvereins beteiligt. Der Bürgermeister dankte ihr für das gedeihliche Zusammenwirken mit der Gemeinde bzw. ab 2017 mit der Stadt Puchheim. Elke Paulus trat bei den jüngsten Vorstandswahlen des Kulturvereins nicht mehr zur Wiederwahl an. Neue 1. Vorsitzende ist Dr. Marta Zientkowka-Schulz.
Foto: Mit Blumenstrauß und Präsent dankte Erster Bürgermeister Norbert Seidl der langjährigen 1. Vorsitzenden des Kulturvereins Puchheim, Elke Paulus, für das gedeihliche Zusammenwirken mit der Stadt. Frau Paulus trat nicht mehr zur Wiederwahl an.
Veröffentlicht im Oktober 2021.